Handcreme-Test: Bekannte Marken fallen durch – Ergebnisse gratis abrufbar - ÖKO-TEST

2022-08-20 12:12:08 By : Ms. Ann Li

Magazin Dezember 2021: Lachs | Autor: Christine Throl/Heike Baier/Lena Wenzel | Kategorie: Kosmetik und Mode | 25.11.2021

Jährlich kehren mit der Kälte auch trockene und rissige Hände zurück. Wir haben 53 Handcremes untersucht. Das Ergebnis: Im Vergleich zum vorigen Test im Jahr 2019 haben sich die Produkte verbessert. Alle Problemstoffe sind aber noch nicht aus den Cremes verschwunden.

Wer häufig Hände wäscht, muss auch viel cremen. In Zeiten der Pandemie gehört Handcreme deshalb zu den boomenden Artikeln des Kosmetik-Marktes. Gerade jetzt im Winter sind die Hände aber auch ohne ständiges Waschen schon trocken genug und verlangen nach Pflege. Gute Gründe, sich einmal quer durch das Sortimente zu testen. Wir haben 53 Handcremes in die Labore geschickt. 

Das Ergebnis: Die Noten sind deutlich besser als beim vorigen Test im Jahr 2019. War vor zwei Jahren die Hälfte aller Handcremes "sehr gut", schneiden jetzt sogar zwei Drittel mit Bestnote ab. Das liegt vor allem daran, dass die Anbieter nicht mehr auf den bedenklichen Duftstoff Lilial setzen.

Das ging allerdings nicht ganz ohne Zwang: Der Stoff, den ÖKO-TEST seit Jahren wegen seiner vermutlich fortpflanzungsschädigenden Wirkung kritisierte, wird sehr wahrscheinlich ab März 2022 EU-weit verboten sein. Im vergangenen Jahr hat die EU Lilial als CMR-Stoff der Kategorie 1B eingestuft. Ein Verbot des Stoffes durchläuft bereits die EU-Gremien. Im vergangenen Test steckte er noch in sieben Handcremes.

Zwar sind viele Handcremes im Test empfehlenswert, es gibt aber auch Marken, von denen wir abraten. Warum? Wenn trockene Haut an den Händen rissig wird, gelangen Bakterien, Viren und Schadstoffe leichter in den Körper. Deshalb ist es ärgerlich, wenn die zum Schutz gedachten Handcremes selbst problematische Inhaltsstoffe enthalten. Das ist aber bei einigen der Fall und hat zur Folge, dass die Produkte durch den Test fallen.

Folgende Handcremes bewerten wir mit "mangelhaft": 

Diese Handcremes im Test schneiden "ungenügend" ab: 

>> Die detaillierten Testergebnisse lesen Sie in der Produktbox am Ende des Artikels

Der Test zeigt also: Nicht alle Problemstoffe sind aus den Handcremes verschwunden. Besonders negativ fällt die O’Keeffe’s Working Hands Handcreme Intensive Pflege auf. Der britische Anbieter empfiehlt sie "für extrem trockene, rissige Hände" auch Bauarbeitern und Krankenschwestern. Doch das beauftragte Labor wies in der Creme Formaldehyd/-abspalter nach, und das nicht zu knapp.

Naheliegend ist, dass sie aus dem Konservierungsstoff der Creme stammen: "Diazolidinyl Urea" kann nach und nach Formaldehyd abgeben. Formaldehyd reizt jedoch die Schleimhäute und kann Allergien auslösen. Das passt kaum zur Auslobung der Creme als "hypoallergen".

Der Anbieter schreibt uns, dass er den Konservierungsstoff künftig ersetzen möchte. Andernfalls müsste er vermutlich bald den Warnhinweis "enthält Formaldehyd" auf seine Tube drucken. Denn die EU-Kommission plant derzeit, den Gehalt, ab dem Kosmetika diesen Hinweis tragen müssen, drastisch abzusenken: Von bisher 500 Milligramm freiem Formaldehyd pro Kilogramm Endprodukt auf künftig 10 Milligramm.

Sie folgt damit einer neuen Empfehlung des EU-Gremiums für Verbrauchersicherheit SCCS, die Menschen mit Formaldehyd-Allergie stärker schützen möchte. 

Auch viele halogenorganische Verbindungen (AOX) gelten als allergieauslösend und haben in Cremes für geschundene Winterhände nichts verloren. Das Labor hat sie in den "ungenügenden" Produkten der Marken Bebe und L’Occitane nachgewiesen.

Dazu passend ist dort der halogenorganischen Konservierer Chlorphenesin deklariert. Allerdings fanden sich AOX auch in einem Produkt mit Naturkosmetik-Siegel. Die Blütezeit Pflegende Handcreme Bio-Zaubernuss schneidet deshalb nur "befriedigend" ab und fällt damit unter ansonsten durchweg "sehr guter" Naturkosmetik aus der Reihe.

Unschön ist auch, dass einige Handcremes im Test mit aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) verunreinigt sind. Unter den MOAH können sich auch Stoffe befinden, die Krebs erzeugen. MOAH stammen aus den eingesetzten Fetten aus der Erdölchemie, den Paraffinen.  

Apropos Fett: Eine Handcreme soll der Haut verlorenes Fett zurückgeben. Aber bitte ohne, dass sich die Handflächen fettig anfühlen. Dafür braucht es die richtige Rezeptur und schnell einziehende Öle, Wachse und Fette.

Viele Handcremes sind auch relativ leicht formuliert und setzen zur Hautpflege mehr auf Feuchtigkeitsspender wie Glycerin, Urea oder Allantoin. Oder sie arbeiten mit kleinen Tricks wie dem Zusatz von Maisstärke: Die saugt überschüssiges Öl auf und sorgt für ein pudriges Hautgefühl.

Weitere Problemstoffe, auf die wir vereinzelt gestoßen sind: 

Die Auswahl an Handcremes im Handel ist groß. Wir haben Tipps für Sie zusammengestellt, die Ihnen den Einkauf erleichtern:

Viele Menschen leiden im Herbst und Winter unter trockenen und rissigen Händen. Unsere Tipps zur Vorbeugung: 

Wir haben 53 Handcremes – davon 16 in Naturkosmetik- Qualität – in Drogerien, (Bio-)Supermärkten und Apotheken eingekauft. Die beauftragten Labore haben nach allergisierenden Duftstoffen wie Hydroxycitronellal gefahndet sowie nach bedenklichen Konservierungsmitteln wie etwa Propylparaben, das im Verdacht steht, wie ein Hormon zu wirken. Die Verpackungen haben sie auf chlorierte Verbindungen überprüft.

Die Liste der Inhaltsstoffe wurde auf umstrittene PEG-Verbindungen, bedenkliche UV-Filter und synthetische Polymere gecheckt. PEG/PEG-Derivate können die Haut durchlässiger machen für Fremdstoffe. Produkte mit Paraffinen haben wir auf aromatische Mineralölbestandteile (MOAH) analysieren lassen.

Zudem wollten wir von den Anbietern wissen, ob die Plastiktuben und -flaschen recycelten Kunststoff enthalten. Ein Umkarton, synthetische Polymere und kein oder zu wenig recyceltes Plastik in Plastikverpackungen belasten in unseren Augen die Umwelt und verschlechtern deshalb das Gesamturteil.

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um vier Noten: ein gemessener Gehalt von mehr als 10 mg/kg Formaldehyd/-abspalter. Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) PEG/PEG-Derivate; b) halogenorganische Verbindungen; c) MOAH; d) ein gemessener Gehalt von mehr als 10 mg/kg polyzyklische Moschusverbindungen (hier: Galaxolid/HHCB; Tonalide/AHTN; in der Tabelle "künstlicher Moschusduft"). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein gemessener Gehalt von mehr als 1 Prozent Silikonen/Paraffinen/ künstlichen paraffinartigen Stoffen, b) deklarationspflichtige Duftstoffe, die Allergien auslösen können (hier: Hydroxycitronellal); c) Propylparaben.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: Silikone, die weniger als ein Prozent ausmachen, wenn nicht schon Silikone unter den Inhaltsstoffen abgewertet wurden, und/oder synthetische Polymere als weitere Kunststoffverbindungen (hier: Acrylate/C10-30 Alkyl Acrylate Crosspolymer, Acrylates/C10-30 Alkyl Acrylate Crosspolymer, Carbomer, Hydroxyethyl Acrylate/Sodium Acryloyldimethyl Taurate Copolymer, Polyquarternium-10, Sodium Polyacrylate). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) Umkarton, der kein Glas schützt; b) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung oder keine Angabe hierzu oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage hierzu.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (vom Hersteller versprochenen) Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.  

Testmethoden (je nach Zusammensetzung der Produkte): Deklarationspflichtige Duftstoffe/Diethylphthalat/polzyklische Moschusverbindungen/Cashmeran/Nitromoschus-Verbindungen: Extraktion mit TBME, GC-MS. Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. Formaldehyd/-abspalter: Saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie. Paraffine/Silikone: LC-RI nach Extraktion (ggf. GC-MS) oder LC-CG/FID (Paraffine). Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH): LC-GC/FID. Propylparaben: LC-UV.

Einkauf der Testprodukte: Juli - September 2021 

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